Totentanz in Tschernobyl
Der junge Parteifunktionär Valerij erfährt als einer der Ersten von der Reaktorkatastrophe, aber er darf niemanden informieren, da die Parteizentrale in Moskau eine Massenpanik vermeiden will. Die Bewohner von Tschernobyl genießen den sonnigen Samstag im Freien und ahnen nicht, dass sie tödlichen Strahlungen ausgesetzt sind. Valerij will so schnell wie möglich fliehen, aber nicht ohne seine Freundin Vera, die seine Eile nicht versteht, deshalb versäumen sie den Zug.
Vera nimmt Valerij mit auf eine Hochzeitsfeier, bei der sie mit ihrer Band als Sängerin auftritt. Dieses Fest stellt den Hauptteil des Films dar: wie bei einem Totentanz bewegen sich die Menschen ausgelassen zu den Klängen der Musik, keiner will die Verstörung von Valerij bemerken, niemand stellt Fragen, manche scheinen aber etwas zu ahnen. Nur die Braut schmeckt im Kuss ihres Mannes etwas Metallisches, für Eingeweihte ein untrügliches Zeichen für Radioaktivität. Beide fürchten nun um ihr ungeborenes Kind.
Das Schlussbild könnte einer antiken Tragödie entstammen: die Musiker fahren auf einem Boot zum brennenden Atomkraftwerk – der Hölle des technischen Zeitalters.
Dieser Film wirkt beeindruckend, weil er nur ab und zu den brennenden Reaktor zeigt mit den unheimlichen Knistergeräuschen, sonst aber die ahnungslosen Menschen, die einen ganz normalen Samstag verbringen.
Der Regisseur filmte mit einer Handkamera, die in einer sehr authentischen Weise die Hilflosigkeit der Menschen unterstreicht. Die russischen Schauspieler haben nichts von der Schönheit und Heldenhaftigkeit Hollywoods, und es geht hier leider nicht um Science-Fiction, sondern um die schreckliche Realität.
Kino: An einem Samstag
Regie: Alexander Mindadse
Eine russisch-ukrainisch-deutsche Co-Produktion