"Nazis, der Teufel und Terroristen waren meine Patienten"
Bruder Luc, der Arzt unter den neun französischen Trappistenmönchen behandelt jeden Menschen, der seine Hilfe braucht, und er fragt nie nach seiner Identität. Für ihn sind Christen wie Moslems Gottes Kinder und auch die anderen Mönche leben in Eintracht mit den Dorfbewohnern im algerischen Atlasgebirge. Sie verkaufen ihre Produkte auf den arabischen Märkten, sie werden zu religiösen Feierlichkeiten in die Moschee eingeladen und sie helfen den Dorfbewohnern bei allen ihren Problemen.
Plötzlich gerät das Kloster zwischen alle Fronten. Verschiedene islamistische Terrorgruppen und eine grausame Armee bekämpfen sich in den neunziger Jahren in Algerien mit äußerster Brutalität. Die Mönche werden an einem Weihnachtsabend von Islamisten überfallen, aber ihr Anführer ist von der friedfertigen Haltung und von den Korankenntnissen des Priors so beeindruckt, dass er sich mit seiner Truppe zurückzieht und das Kloster unter seinen besonderen Schutz stellt. Aber gerade dieser „Schutz“ macht die Klostergemeinschaft verdächtig: jetzt interessiert sich die offizielle Armee für sie, die sich aber in ihren Methoden in keinster Weise von den Terroristen unterscheidet.
Die Mönche werden immer wieder gewarnt und aufgefordert, nach Frankreich zurückzukehren, die Dorfbewohner aber flehen sie an zu bleiben, denn sie vertrauen den christlichen Ausländern sehr viel mehr als ihrer eigenen Armee. So gibt es immer wieder Gespräche und Diskussionen im Kloster: die einen wollen bleiben, die anderen gehen. Schließlich entscheiden sich alle Mönche zum Bleiben im vollen Bewusstsein der großen Gefahr, die über ihnen schwebt. Am Schluss werden alle von Soldaten abgeführt und ermordet, nur der Älteste von ihnen wurde im Kloster vergessen.
Dieser mehrfach preisgekrönte Film war in Frankreich wochenlang ein Kassenschlager. Er beeindruckt durch seine Ruhe und die ungewohnte Stille: man hört kaum Geräusche, nur den Gesang der Mönche. Der Blick streift immer wieder über eine karge Gebirgslandschaft. Diese friedliche Stimmung wird in der zweiten Hälfte des Films immer öfter durch die Helikopter und die lauten Jeeps der Armee gestört, der Zuschauer ahnt, dass das Paradies ein Ende hat.
Von Menschen und Göttern
Frankreich 2010, Regie: Xavier Beauvais
Mit: Lambert Wilson, Michael Lonsdale, Xavier Maly, Jean-Marie Frin
120 min.
Cannes 2010 : großer Preis der Jury