"Illusionen - wie Schwanensee" im Nationaltheater

Die letzten Stunden des Märchenkönigs

Ob bei der Landesausstellung oder in einer Inszenierung an den Kammerspielen - zum 125. Todesjahr wird auf viele Weisen an Ludwig II. erinnert, aber den schönsten Tod stirbt der Märchenkönig derzeit im Nationaltheater, in John Neumeiers Ballett "Illusionen - wie Schwanensee".

John Neumeier und der Bühnen- und Kostümbildner Jürgen Rose schufen die Choreographie um den von inneren Kämpfen zerrissenen König bereits im Jahr 1974 für das Hamburger Staatsballett. Zum "Ludwig-Jahr" 2011 feiert ein begeistertes Publikum die Neueinstudierung des Bayerischen Staatsballetts im Münchner Nationaltheater.

Es sind die Bezüge zur Biographie Ludwigs II., sein Leben zwischen schönen Kunstwelten und bitteren Realitäten, zwischen Katholizismus, Heiratszwang und Homosexualität, die sich kaum schöner zeigen lassen, als in der symbolischen Gestaltkraft des Tanzes. Auf dem Richtfest für eines seiner Schlösser feiert der Monarch mit Bauern und Handwerkern, stilisierte Volkstänze und traditionelle Spiele bestimmen das Geschehen.

Die Verlobte, Prinzessin Natalia, kommt dazu, aber der gefühlsverwirrte König nimmt Abstand. Ein omnipräsenter Mann im Schatten, Sinnbild für seinen Seelenzustand, vereinnahmt ihn erneut. Der König stolpert, fällt zurück in Einsamkeit und Depression. Mithilfe eines Betstuhls rafft er sich immer wieder auf, nur um sich abermals in Illusionen zu verlieren.

Einsam träumt sich Ludwig in eine Schwanensee-Aufführung, eine Rekonstruktion des 2. Akts der historischen Iwanow-Choreographie. Auf dem großen Maskenball der Nationen feiert er noch einmal ausgelassen und tanzt sogar mit Prinzessin Natalia, die seine Aufmerksamkeit aber nur im Kostüm der Schwanenprinzessin für kurze Zeit gewinnen kann. Wieder erscheint der Mann im Schatten, es beginnt ein Todeskampf zwischen Wahn und Hingabe. Der Mann im Schatten wird zum Todesengel und vereint sich mit dem König im "Pas de deux", ein überdimensionales blaues Tuch schwebt herab und verhüllt den König. Schöner kann man nicht sterben.

Die nächsten Vorstellungen finden am 21. und 23. Mai 2011, jeweils um 19 Uhr im Nationaltheater statt.

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