Platon und der Ochsensepp
Die Ausstellung im Literaturhaus zum 70. Geburtstag von Gerhard Polt zeigt die vielseitige Begabung des "angewandten Komikers": als Schauspieler und Sprachkünstler ist er zusammen mit Gisela Schneeberger, den Well-Brüdern und H.C. Müller ein bayerisches Urviech des Humors.
Auf Videos kann der Besucher die besten Ausschnitte aus Gerhard Polts Filmen und Theaterstücken anschauen und seine große Bandbreite bewundern. Es gibt kaum eine gesellschaftliche Gruppe, die nicht ihr Fett wegbekommt, und in der Tradition der bayerischen Volkssänger stellt er vor allem die Schwächen der Obrigkeit gern zur Schau.
Als Papst Benedikt XVI. bewegt er sich sauertöpfisch vor sich hin grübelnd mit einem Laubgebläse von Praktiker durch seinen Garten, um Ordnung zu schaffen und "questi protestanti in flagranti" wegzupusten. Er spricht nur noch ein bairisch gefärbtes Latein, weil seine deutschen Sätze so oft fehlinterpretiert werden, begleitet wird er von drei Alphorn blasenden Well-Brüdern.
"Democrates always want a majority, in Bavaria an absolute majority." Als Abgesandter der Hans-Seidl-Stiftung versucht er im Trachtenanzug, den Afrikanern von Tschurangrati zu erklären, dass die Demokratie in Bayern ein lange Tradition hat, die von Platon (er schreibt den Namen in griechischen Buchstaben an die Tafel und fragt, ob die afrikanischen Zuhörer schon lesen können) über Cicero direkt zum Ochsensepp führt. Ein bayerischer Politiker muss gut beieinander sein und viel Freibier trinken können, das ist "the bavarian constitution", die Bayerische Verfassung.
Auf die Frage "Braucht's des?!" muss man ohne Umschweife antworten: "Ja, des braucht's unbedingt. Und noch viel mehr davon!"
Die Ausstellung "Braucht’s des?!" Gerhard Polt zum 70sten. Im Literaturhaus bis 10.6.12