Film über Ai Weiwei "Never Sorry"

Künstlerische Freiheit im Gefängnis

Eines der Highlights des Dok.festes: der Film über den chinesischen Künstler Ai Weiwei. Er zeigt, dass sich in China viele Kulturschaffende, wie der Literaturnobelpreisträger Liu Xiabo, im Konflikt mit der Regierung befinden und jahrelang wegen einer Bagatelle inhaftiert werden.

In diesem Film werden die künstlerischen Höhepunkte gezeigt, wie etwa die große Ausstellung im Haus der Kunst 2009 in München, „So sorry“, in der Ai Weiwei zum ersten Mal dem deutschen Publikum seine politisch motivierte Kunst vorstellte: Teile von alten handgeschnitzten Holzhäusern, die in Peking gegen den Willen ihrer Besitzer hässlichen Hochhäusern weichen mussten und riesige Baumwurzeln, die von den ungezügelten Wassermassen der künstlichen Staudämme mitgerissen wurden.

Unvergesslich bleibt die Fassadengestaltung des Museums: mit 9 000 bunten Schulrucksäcken wollte der Künstler an das Erdbeben zwei Jahre zuvor erinnern, bei dem mehr als 10 000 Menschen ums Leben kamen, darunter ganz viele Schüler, weil die Schulgebäude nur billig und eben nicht erdbebensicher konstruiert waren. Die chinesische Führung hat ihre Fehler nie zugegeben und die Namen und Anzahl der Opfer bis heute verschwiegen.

Der Film zeigt Ai Weiweis Atelier in Peking mit seinen vielen Katzen, die wie Freunde ein- und ausgehen, und den Künstler selbst am Computer, wo er mittels Internet Informationen weltweit verbreitet und für Freiheit und Demokratie kämpft. Immer wieder wird er von der Polizei beobachtet, zusammengeschlagen und verhaftet.

Er kam 1983 als Student nach New York, lernte dort die modernen Künstler der westlichen Welt kennen und nahm vor allem Teil an der Protestkultur Amerikas. Mit diesen Erfahrungen kehrte er zehn Jahre später nach Peking zurück, weil sein Vater schwer krank wurde. Schon dieser war ein politisch verfolgter Dichter, der mit seiner Familie zu jahrelanger Zwangsarbeit und politischer Umerziehung verurteilt war. Diese Kindheitserinnerungen haben Ai Weiwei nie losgelassen.

Der Film von Alison Klayman ist eine sensible Dokumentation über Kunst und Politik in China, die Angst der Herrschenden vor der Freiheit des Individuums, die im Zeitalter des Internets weniger denn je unterdrückt werden kann.

Ai Weiwei: Never Sorry. USA/China 2012, Regie: Alison Klayman

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