"Die Tragödie des Teufels"

Lucifer in the sky with Adam

An der Oper ist "Die Tragödie des Teufels" uraufgeführt worden - und wurde begeistert aufgenommen.

Auf der Opernbühne ist alles drin. Das Spektrum kann reichen einerseits von der Darstellung eng begrenzten Liebesleids in vier Akten bis zu seiner anderen Seite, zur "Tragödie des Teufels". Ein wahrlich tolles und übermütiges Unterfangen, das sich der Karlsruher Kompositionsprofessor Peter Eötvös aus Transsylvanien und der Augsburger Brechtpreisträger Albert Ostermaier vom Ammersee da zugetraut haben.

In nur drei halben Stunden wird die Menschheitsentwicklung dargestellt, ein Faust III in knappem Libretto, und über den Geheimen Rat aus Weimar hinaus wird noch geliefert der Ausblick in eine weite Zukunft der Menschenseele. Ergebnis: Der Mensch hängt weder von Gott noch dem Teufel ab, er findet seinen eigenen Weg, wohin auch immer.

Doch beide bleiben hinter ihrem Anspruch nicht zurück. Szenische Einfälle, bilddramatisch und phantasievoll und letztlich mit sicherem Geschmack für den doch reichlich ungewöhnlichen, uneinheitlichen und in 12 Bilder gereihten Stoff.

Wenn die textliche Darstellung, die Literatur, diesem weiten Rahmen von vornherein auch nicht genügen kann, ist sie Basis für die Musik, die in dies Spannungswelten entführt - hier doch echt exkulpierend als komisch-utopische Oper bezeichnet.

Über den Sinn- und Lehrgehalt lässt sich trefflich grübeln, beginnend mit dem in seiner Provokation nicht zu steigenden Titel der Oper. Dabei ist der Stoff - vorab erwähnt- recht allgemeinbildend mit Figuren, die wohl nicht zu Unrecht keine große Rolle gespielt haben in der Geistesgeschichte der letzten Jahrhunderte - Skandal um Lilith, Adams erste Frau!

Es wird vorgeführt ein gerafftes Panoptikum Es mangelt an nichts. An die Pyramiden, Athen und Rom reiht sich nahtlos das Foltergefängnis Abu Ghraib. Ein Parforceritt, der nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Sänger atemlos werden lässt.

Die Sprache enthält sehr gemischte Elemente von der Natursprache über nicht wenige Kalauer und kryptische Philosophie ("Ist Gott ein Feigling?") zu dann doch weit überwiegender Poesie.

Die gespannt erwartete Musik umspannt in außerordentlicher Kunstfertigkeit weite Bögen mit einer Harmonie, die Zuhören leicht macht. Ob die unwürdige Verbannung des größeren Teils des Orchesters in die Unsichtbarkeit hinter der Bühne - die Musiker wirkten, beim Schlußapplaus wieder sichtbar gemacht, eher freudlos-, durch einen Gewinn an Klangeffekten gerechtfertigt ist, kann nicht gesagt werden.

Die nach Herkunft und Wirken weltläufigen Sängersolisten konnten auch darstellerisch überzeugen als gelackte erste Menschen oder als Lucy, von der man sich gerne zum Teufel jagen ließe. Sie waren jeweils eingebettet in ein aberwitziges Team von Assistenten aus einer Science-Fiction-Welt.
Das Bühnenbild schuf eine aufregende Basis für die Auftritte und für einen dynamischen Fortgang der Aufführung. Die Symbolik der Ornamentplastiken erschien plump mit Anklängen an die sowjetischen Kunstvorstellungen der Fünfziger, sie scheinen auch aus dem Vorratsschrank ihrer Schöpfer zu stammen.

Das Premierenpublikum, bei der pausenfreien Aufführung gesellschaftlich wohl zu kurz gekommen, hat dann doch befreit aufgeatmet, einmal dem eher musealen Musikbetrieb entkommen zu sein. Entsprechend dem Eindruck der Aufführung: Klarer Beifall, keine Disharmonien, null Buhs, dezente Bravi.

Die Oper ist zunächst lediglich auf sechs Vorstellungen konzipiert, davon nur eine zu den Festspielen. Sie hätte es nicht verdient, dass es ihr erginge wie anderem Zeitgenössischem im Nationaltheater.

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