Ausstellung: Nana Dix

Hochmut mit fleischfarbenem Schleier

Die sieben Todsünden: Nana Dix, die Enkelin des großen Otto Dix, führt uns in einer Ausstellung unsere Verfehlungen ästhetisch vor Augen.

Dunkelrote Wände, Kerzenlicht, Rokokomöbel, weiße Lilien und blaue Iris als Symbole der Unschuld und der Vergänglichkeit empfangen den Besucher, der das Boudoir, den "Schmollwinkel" und intimen Raum der Damenwelt betritt.

Die Enkelin von Otto Dix (1891-1969), mit Beckmann und Grosz einer der ganz großen sozialkritischen Expressionisten und "Entarteten" des Dritten Reichs, bewegt sich mit ihrer Ausstellung "Boudoir" auf den Spuren ihres Großvaters.

Der harmlose Titel sollte nicht über den kritischen Aspekt ihrer Arbeiten hinwegtäuschen: die sieben Todsünden, die sie als große, farbenprächtige Collagen mit makellosen Pin-up-Girls und verschiedenen zeitgenössischen Attributen darstellt, kritisieren sehr wohl unser soziales Verhalten und führen uns unsere Verfehlungen ästhetisch vor Augen.

Unter den sieben Verfehlungen findet wohl jeder sein "Lieblingsbild", etwa die "Habsucht", eine junge, androgyne Dame mit nacktem Oberkörper und als einzigem Schmuck ein Halsband mit Dollarzeichen. Sie ist mit Mickeymaus-Ohren versehen und auf einem Auge blind.

Die Dame "Hochmut" schreitet in einem fleischfarbenen Schleier stolz über ein Gräberfeld - sie steht über den Dingen, der Tod kommt für sie noch lange nicht in Frage.

Der Betrachter taucht zunächst in das plüschige Ambiente ein und kann dann die sehr ausdrucksstarken Bilder auf sich wirken lassen - er wird auch "seine" Verfehlung finden: den Neid, die Völlerei, die Faulheit usw. In einer Videoinstallation wurden Ausschnitte aus Pasolinis Film "Die 120 Tage von Sodom" von Nana Dix verfremdet und stellen eine Art Basismaterial für ihre Collagen dar.

Nana Dix - Boudoir
Galerie von maltzahn fine arts
Gotzingerstr.52b, hof 2
www.von-maltzahn-fine-arts.com
2. 3. – 9. 4. 2011, am 1. April spielen Parasyte Woman
Dienstag – Samstag 14 –18 Uhr

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