Von da und dort
Es ist eine Ironie der Geschichte: Ausgerechnet Deutschland wurde in den ersten Nachkriegsjahren zu einer vorübergehenden Heimat für zehntausende jüdische Schoa-Überlebende und Flüchtlinge aus Osteuropa.
Das Leben der Displaced Persons (DPs) war vor allem von der Ungewissheit bestimmt, wie lange und unter welchen Bedingungen sie in den DP-Lagern ausharren mussten.
Die erste Ebene der Ausstellung ist als Labyrinth gestaltet, in neun Stationen wird das Leben der DPs von der Befreiung bis zur Emigration nach Israel oder in andere Länder geschildert. Die Sicht auf die nächste Station bleibt dem Besucher dabei stets verdeckt.
Impressionen der Ausstellung gibt es in unserer Bildergalerie.
Die ausgestellten Objekte erscheinen auf den ersten Blick zunächst als wertlose Alltagsgegenstände. Durch Hintergrundinformationen zu jedem Objekt erschließen sich die Geschichten und Erinnerungen, die die Leihgeber mit den Gegenständen verbinden:
Ein Mantel, auf dem noch die Umrisse des Judensterns zu erkennen sind, wird zum Hochzeitskleid umgenäht.
Ein schlichter Metallkoffer, der in den ersten Nachkriegsjahren zur Kinderbadewanne umfunktioniert wird.
Visitenkarten von Holocaust-Überlebenden, auf denen auch die Namen von Konzentrationslagern und Häftlingsnummern abgedruckt sind.
Auf der zweiten Ebene eröffnet die Ausstellung Einblicke in das Leben im DP-Lager Föhrenwald, das in der heutigen Siedlung Waldram bei Wolfratshausen untergebracht war.
Eine Videoprojektion zeigt ein typisches Wohnhaus der Siedlung, an dessen Silhouette sich die Ausstellungsarchitektur orientiert. Filme, Bücher, Zeitungen und Dokumente geben Einblick in den Alltag des DP-Lagers Föhrenwald, das von 1945-1957 länger als alle anderen DP-Lager in Deutschland existierte.
Juden 45/90
Von da und dort - Überlebende aus Osteuropa
30. November 2011 bis 17. Juni 2012
Jüdisches Museum München
Kuratorinnen:
Jutta Fleckenstein und Dr. Tamar Lewinsky, unter Mitarbeit von Piritta Kleiner
Szenografie:
chezweitz & roseapple, Berlin