Déjà-Vu: Rette sich, wer kann

"Déjà-Vu – Wettlauf gegen die Zeit" läuft am 27. Dezember in München an.

Val Kilmer ist fett geworden. Das ist die einzige erschütternde Wahrheit, die von Tony Scotts "Déjà-Vu – Wettlauf gegen die Zeit" übrig bleibt. Man soll sich eben nicht von perfekt inszenierten Trailern blenden lassen. Wer also schon seit einigen Wochen den Plan hegt, die nervlichen Belastungen der Feiertage bei einem spannenden Actionfilm im Kino zu vergessen, dem sei an dieser Stelle dringend geraten – einen großen Bogen um Déjà-Vu zu machen. Denn: der Film macht aggressiver als Jingle Bells, Weihnachtsmann, verkohlter Gänsebraten und Plätzchenterror zusammen.

Film Deja Vu - Wettlauf gegen die Zeit

Aber zurück zur Story von Déjà-Vu und Val Kilmers gewichtiger Nebenrolle. Auf dem Mississippi ist eine Bombe explodiert. Reihenweise fischen die Behörden tote Körper aus dem Wasser. FBI Agent Andrew Pryzwarra (Val Kilmer) sucht Rat bei Spezialagent Dough Carlin (Denzel Washington), dem Mann mit der scharfen Beobachtungsgabe und dem sechsten Sinn. Mittels eines streng geheimen High-Tech-Zeitfensters, durch das man vier Tage in die Vergangenheit blicken kann, soll er den Bombenattentäter nachträglich identifizieren. So hofft das FBI, den Fall schnell und unbürokratisch abschließen zu können.

Der Täter ist schnell entdeckt. Carlin bringt ihn mit dem Mord an einer bildschönen jungen Frau (Paula Patton) in Verbindung. Das Bildnis dieser Frau ist so umwerfend schön – das Carlin sich in sie verliebt. Liebe, das ist ja allseits bekannt, kann Berge versetzen. Bei Tony Scott ist der Berg ein Zeitfenster und Denzel Washington der Mann, der sich in die Vergangenheit zurückbeamen lässt, um den Mord an der schönen Claire zu verhindern. Das Überleben der rund 600 Passagiere des Mississippi-Dampfers ist dann der nette Nebeneffekt des Ganzen.

Déjà-Vu – Wettlauf gegen die Zeit

Rette einen Menschen und du rettest die ganze Menschheit. Das könnte die schmalzige Quintessenz dieses Actionthrillers sein. Mit dem parapsychischen Phänomen, bei dem man glaubt, etwas schon einmal durchlebt zu haben hat der Film herzlich wenig zu tun. Dabei dürfte es gerade die Faszination für dieses Phänomen sein, das hoffnungsfrohe Besucher nach den Feiertagen in die Kinos lockt. Doch da helfen die schönen Kamerarundfahrten über das hurrikanzerstörte New Orleans nix. Die bildgewaltigen Feuersbrünste und halsbrecherischen Verfolgungsjagden: Déjà-Vu kann nicht überzeugen.

Das ist um so bedauernswerter, als sich die Beteiligten dem Anschein nach wirklich Mühe gegeben haben etwas aus dem Stoff zu machen. Denzel Washington wurde ein echter Spezialagent zur Seite gestellt, damit er sich noch besser in seine eindimensionale Rolle einfühlen kann. Ein Team hochqualifizierter Spintheoretiker war sich nicht zu schade, den Filmemachern die theoretischen Grundlagen des Zeitreisens mit ein paar Kreidestrichen an der Tafel zu erklären.

Déjà-Vu: Rette sich, wer kann

Allein, die Mühe war umsonst. Wer das nicht glauben mag, löse ein Ticket und beschäftige sich dann mit der dramaturgischen Killerfrage: Wäre es nicht viel einfacher, den Attentäter zu killen, bevor er zuschlagen kann?

"Du kannst sie retten" – ist die Botschaft, die Dough Carlin für sich selbst auf Claires Kühlschrank hinterlässt. Ich habe mein Bestes versucht.

Déjà-Vu- Wettlauf gegen die Zeit. Regie: Tony Scott. Drehbuch: Bill Marsilii & Terry Rossio. Mit: Denzel Washington, Val Kilmer, Paula Patton, Bruce Greenwood, Adam Goldberg, Jim Caviezel.
127 Minuten. USA 2006. Kinostart: 27. Dezember 2006.

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