Simon Schlereth, 27, hat Soziologie studiert - nur die mündlichen Prüfungen fehlen ihm noch. Doch statt einen "anständigen" Beruf zu ergreifen, hat sich Simon am Café Kopfeck - einem veganen Lokal und gemütlicher Kneipe beteiligt. Nach dem Umzug von der Hauptfeuerwache in die Klenzestraße eröffnet das Kopfeck heute neu. Ein Gespräch über Kneipen, Spaß an der Arbeit und dem Risiko.
Wie ist es dazu gekommen, dass du nun Wirt bist?
Simon: Man kann nicht sagen, dass ich mir mit der Kneipe einen Traum erfüllt habe. Es kam völlig überraschend, dass ich im Kopfeck eingestiegen bin. An einem Freitagabend haben die Betreiber des alten Kopfecks bei mir angerufen und gefragt: 'Willst du mitmachen? Du hast bis Montag Zeit, es dir zu überlegen.'
Zwar hatte ich ab und zu im alten Kopfeck gekellnert und war mir unsicher, was ich nach dem Studium machen soll, aber gleich finanziell mit einsteigen? Bis Sonntagabend habe ich mit Freunden und meinen beiden Schwestern diskutiert, dann habe ich zugesagt. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, dachte ich erst einmal: 'Ach du Scheiße!'
Jetzt bin ich aber nicht mehr nervös. Ich habe auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Es ist ganz schön viel zu tun und mein Studium muss ich auch noch fertig machen.
Jetzt heißt es wahrscheinlich nach der Beteiligung erstmal sparen...
Ja, schon. Ich muss aber auch kein Auto haben, brauche keine große Wohnung und in den Urlaub muss ich auch nicht unbedingt fahren. So groß ist das finanzielle Risiko eigentlich gar nicht.
Bereust du es, studiert zu haben?
Wenn ich noch einmal wählen könnte, würde ich mich wohl nicht wieder für ein Studium entscheiden. Ich bin da mehr so rein geraten, wie ich auch schon in das Abi rein geraten war. Irgendwann war es dann zu spät zum Abbrechen, dann dachte ich, jetzt ziehe ich es durch. Im Nachhinein hätte ich viel lieber etwas Praktisches gelernt. Messe- oder Bühnenbau zum Beispiel. Gebracht hat mir das Studium für die Arbeit im Kopfeck jedenfalls nichts.
Aber wer weiß, vielleicht habe ich in zwei oder drei Jahren keine Lust mehr auf die Arbeit in der Kneipe. Dann kann ich das Soziologie-Diplom vielleicht doch noch für etwas gebrauchen.
Was macht die Arbeit im Kopfeck so besonders?
Die Zeit, die ich in der Kneipe verbringe, ist nicht richtige Arbeit für mich, sondern eher Freizeit. Ich arbeite mit Freunden zusammen, es schauen immer Leute vorbei, die ich kenne, und ich mag die Musik, die läuft.
Das neue Kopfeck ist in der Klenzestraße 89. Hier kann man auch Platten kaufen und jeden Sonntag wird gemeinsam Tatort geschaut.
Kommentare
...kommt mir vor, als hätte
...kommt mir vor, als hätte ich das JETZT schon mal irgendwo gelesen...
Der unschätzbare Vorteil
Der unschätzbare Vorteil eines abgeschlossenen Studiums ist die Tatsache, dass einem ein Diplom im Gegensatz zur kompletten Kneipe nicht so einfach unterm Arsch weggepfändet werden kann...
"Studium. Ich bin da mehr so rein geraten" lol!
Ein Vorteil von Studiengebühren ist, dass sowas jetzt eigentlich nicht mehr passieren kann... ;-)