Tocotronic in der Tonhalle

Digital ist besser

Die Musik ist gut, doch das Konzert... Tocotronic spielen bei ihrem Auftritt in der Tonhalle zauberhafte Lieder - doch die wirken nicht recht.
Dirk von Lowtzow beim Auftritt 2007 in der Tonhalle (Foto: muenchenblogger/Archiv)
Dirk von Lowtzow beim Auftritt 2007 in der Tonhalle (Foto: muenchenblogger/Archiv)

Vor wenigen Wochen ist das neunte Album von Tocotronic erschienen. "Schall & Wahn" ist das erste Album der Hamburger Band, das Platz eins der deutschen Charts erreicht hat. Und: Es ist eines ihrer besten.

In einer Kunstsprache singt Dirk von Lowtzow vom Töten und von der Liebe. Dass sich Tocotronic weiterentwickelt haben erkennt man nicht nur daran, dass sie inzwischen Hemden statt Trainingsjacken tragen. Die Melodien sind raffiniert, die Texte noch poetischer als früher.

Natürlich gibt es auch wieder genug Textpassagen, die sich dafür eignen, sie auf T-Shirts drucken zu lassen: Hemden mit der Aufschrift "Keine Meisterwerke mehr", "Die Folter endet nie" oder "Mach es nicht selbst" liegen am Merchandise-Stand.

Die Erwartungen der Fans, die am Freitagabend zur ausverkauften Tonhalle kamen, waren dementsprechend groß. Auch wenn die meisten bereits mehrere Tocotronic-Konzerte in ihrem Leben gesehen hatten.

Doch an diesem Abend in der Tonhalle überzeugen Tocotronic - wie auch schon bei ihrem Auftritt 2007 in der Tonhalle - nicht restlos. Während auf CD ihre Songs eine magische Wirkung haben, ist diese auf der Bühne nur selten transportierbar. Zu aufgekratzt wirkt der Sound, der dunkle Gesang und die Texte verlieren sich in der Halle. Statt Poesie: Gepose und Geschrammel.

Bei "Let there be Rock" vermisst man die Fanfare von Europes "Final Countdown", der letzte Song des Abends "Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit" plätschert arg kläglich dahin.

Da nützt es nichts, dass Lowtzow auf der Bühne hüpft und springt, bis sein Hemd völlig durchgeschwitzt ist. Tocotronic ist einfach keine Live-Band. Nach eineinhalb Stunden gehen die Zuschauer wieder nach Hause - um daheim den CD-Player anzumachen. Digital ist besser.

Bildergalerie:

Tocotronic (Tonhalle)

Tocotronic am 31.10.2007 in der Tonhalle (Fotos: Stefan Strasser)
Konzertbericht: Nach der Kapitulation - Tocotronic in der Tonhalle

Kommentare

marc am So., 28.03.2010 - 20:05

widerspruch. ich fande es einen großartigeg gig mit einer engagierten band und äußerst nettem publikum.

stefan am So., 28.03.2010 - 22:51

was die band betrifft, kann ich marc nur absolut recht geben. tocotronic waren richtig gut. verstehe gar nicht, wie man mit diesem auftritt nicht zufrieden sein kann.

beim publikum bin ich geteilter meinung. da wo ich zuerst stand gab es ab dem vierten oder fünften lied plötzlich ein übles geschubse und gedränge. habe dann bald das weite gesucht und stand den rest des konzerts unter wesentlich rücksichtsvolleren zeitgenossen.

"zeitgenössisc… am So., 28.03.2010 - 23:31

gepose? also echt. wenn man tocotronic etwas nicht vorwerfen kann, dann ja wohl, dass sie posen.

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